Der präventive Dienst des Sozialdienstes katholischer Frauen Vechta zählt zu den Frühen Hilfen. Die Nachfrage ist groß. Deshalb werden jetzt dringend neue Ehrenamtliche gesucht.
Darum engagiert sich Agnes Bünker aus Steinfeld als Familienpatin
Vielen Familien fehlt heute das soziale Netz aus Großeltern, Freunden und Nachbarn – auch im Landkreis Vechta. Menschen, mit denen sie sich austauschen und die sie um Rat fragen können. Die sich mal für ein paar Stunden um die Kinder kümmern, damit die Eltern, vor allem die Mütter, selbst ein bisschen Zeit zum Luft holen finden.
Beim Sozialdienst katholischer Frauen (SkF) Vechta gibt es dafür seit 2012 die Familienpaten. Der ehrenamtliche Dienst der Frühen Hilfen, den der Landkreis Vechta finanziell fördert, richtet sich an Alleinerziehende oder Familien, die durch Arbeitslosigkeit, Verschuldung, Krankheit oder Behinderung belastet sind; an Familien in Trennungs- oder Scheidungssituationen, sehr junge Mütter und Väter oder kinderreiche Familien.
„Familienpaten entlasten und schützen präventiv vor Überforderung.“Manuela Pille, Koordinatorin für Familienpatenschaften beim Sozialdienst katholischer Frauen (SkF) in Vechta
„Ein Kind bedeutet viel Freude, aber es gibt Lebensumstände, in denen Eltern an ihre Grenzen stoßen und einfach alles zu viel wird. In dieser Situation kann ein Familienpate zuverlässig und vertrauensvoll zur Seite stehen“, sagt Diplom-Sozialpädagogin Manuela Pille, die das Angebot beim SkF koordiniert. 23 aktive Familienpaten gibt es aktuell im Landkreis Vechta, aufgeteilt in zwei Gruppen (Damme und Vechta).
Sie schenken Zeit, unterstützen im Alltag, teilen ihre Lebenserfahrung – unabhängig von der Konfession, dem Einkommen oder dem Familienstand. Ihre Aufgaben können sein: Freizeitgestaltung mit den Kindern, Begleitung bei Behördengängen oder Arztbesuchen, Hilfe beim Ausfüllen von Formularen, Unterstützung bei Erziehungs- oder Ernährungsfragen. Oder sie fungieren einfach als Gesprächspartner.
Eine Familienpatenschaft ist eine Begleitung auf Zeit. „Die Unterstützung ist zunächst auf 3 Monate angelegt. Bei Bedarf kann sie aber natürlich auch verlängert werden“, sagt Pille, die bei der Begleitung der Familienpaten durch Karin Krone unterstützt wird. Es handele sich nicht um eine professionelle Familienhilfe, aber die Ehrenamtlichen seien geschult und zertifiziert. „Familienpaten entlasten und schützen präventiv vor Überforderung“, sagt Pille.
Das Ehrenamt fordert in der Regel einmal pro Woche für 2 bis 3 Stunden
Eine Familienpatin der ersten Stunde ist Agnes Bünker. Die Steinfelderin betreut derzeit ihre 17. Familie. Sie gehört der Gruppe Vechta an, die sich einmal pro Monat trifft. Ehrenamtlich im Einsatz ist sie in der Regel einmal pro Woche für 2 bis 3 Stunden. Mal begleitet sie die Kleinen auf den Spielplatz, mal bastelt sie mit ihnen, mal übernimmt sie einfach den Fahrdienst nach dem Kindergarten.
Bünker berichtet, dass sie 2012 durch einen Bericht in der Zeitung auf den Dienst aufmerksam geworden sei. „Es ist eine vielseitige Aufgabe“, sagt die 70-Jährige. Ihr sei es ein Anliegen, Familien mit Kindern zu unterstützen. Bei ihrem Ehrenamt habe sie die Erfahrung gemacht, dass Familien immer wieder aus unterschiedlichen Gründen an ihre Grenzen stoßen: „Ich verschaffe vor allem den Müttern eine Auszeit.“
„Ich bin zwar nicht die Oma, gehöre aber irgendwie dazu.“Agnes Bünker aus Steinfeld, Familienpatin seit 2012
2023 haben die Familienpaten insgesamt 32 Familien begleitet. Dabei leisteten sie etwa 1030 Stunden ehrenamtliche Hilfe. Pille schätzt, dass seit den Anfängen mehr als 250 Familien unterstützt wurden. Sie berichtet von zahlreichen offenen Anfragen, die bisher nicht beantwortet werden konnten. Deshalb organisiert der SkF am Montag (11. März) einen Informationsabend, um neue Ehrenamtliche zu finden.
Bünker kann nur Positives über die Familienpatenschaft berichten. Es sei toll, eine Beziehung zu den Kindern aufzubauen. Der Kontakt mit den meist jungen Familien erweitere den persönlichen Horizont. Sie erfahre große Anerkennung und Dankbarkeit, sagt die Steinfelderin: „Ich bin zwar nicht die Oma, gehöre aber irgendwie dazu.“
- Info: Am Montag (11. März) richtet der Sozialdienst katholischer Frauen (SkF) Vechta einen Informationsabend zum Familienpatendienst aus. Beginn ist um 18 Uhr in der SkF-Geschäftsstelle in Vechta (Kronenstraße 5). Weitere Auskünfte zum Angebot erteilt Manuela Pille unter Telefon 04441/929072 oder per E-Mail an familienpaten@skf-vechta.de.